Das Jakobgut

Seit der Eröffnung Mitte 1997 hat das Selbstversorgungsprojekt auf dem Jakobgut manche Höhen und Tiefen erlebt. Erwartungen wurden enttäuscht und jede Menge Zweifel türmten sich mitunter zur Verzweiflung auf. Die Fluktuation der Mitbewohner verhinderte effektiv die Verwirklichung der eigentlichen Ziele. - Idealismus und hoffende Zuversicht ist lebensnotwendig für jeden Menschen. Das Jakobgut als solches hat dies für sich nunmehr so formuliert: Unser Ziel ist unseren Teil zu tun, um die Welt zum Paradies machen. Wir sind uns einig, daß alles Leid seine Ursache im Herzen des Menschen hat.

Ansatzpunkt zur Selbstversorgung ist die Auffassung, daß es besser ist, sich an der Gesellschaft des Epikurischen Zeitalters nicht zu beteiligen. Wir wissen wohl darum, daß es ebenso eine gegensätzliche Argumentation gibt, die besagt, daß diese Gesellschaft von innen verändert werden muß und man sich deswegen gerade in ihr engagieren soll. Es mag am besten sein, so es beide Auffassungen gibt, wir möchten nur in Erinnerung rufen wer die Regeln in dieser Gesellschaft macht und wie genial ihre Struktur die Menschen verblendet, wovon leider jeder mehr oder weniger betroffen ist, der sich auf sie einläßt (in einer derart finsteren Zeit wie derzeit bedeutet ja: "Und wenn jemand euch nicht aufnehmen noch euer Wort hören will - geht hinaus aus jenem Haus oder jener Stadt, und schüttelt den Staub von euren Füßen!" (Mat10:14 und auch der Sinnzusammenhang von Apg13:51) zumindest, daß es durchaus Grund haben kann sich seinen eigenen Zufluchtsort zu schaffen in dem man sich von all dem Staubabschütteln erholen kann. Sicher trifft der Zusammenhang nicht völlig zum hier dargelegten, da es sich ja um eine Anweisung an Missionare handelt, nicht aber den Alltag) mit welcher Motivation auch immer. Wir jedenfalls suchen noch Neusiedler, die gerne verantwortlich und suchtarm leben, wollen aber auch nicht so ein abgeschottetes Scheinidyll darstellen, sondern uns in unsere Gegend und unser Dorf integrieren, was auch heißt, daß man Kompromisse macht, wo dem kein ausdrücklicher eigener Wille entgegensteht, für dessen Verständnis wir auf der anderen Seite werben wollen, da es oft schwer ist so avangardistische Weltsicht zu vermitteln. Wenn beispielweise immer wieder unser brachliegendes Land als herrenlos betrachtet wird, müssen wir dem immer wieder entgegentreten und erklären, daß es unsere ureigenste Absicht ist, die Flächen brachliegen zu lassen, damit sich der Boden wieder regeneriert und dies nicht aus Gleichgültigkeit geschieht, denn dann hätten wir die Flächen ja schon verpachtet.

So sieht das Jakobgut von vorne aus

Uns geht es darum, Nahrung für den Eigenbedarf anzubauen. Wir denken, die vier Hektar Acker, die sich wie eine dünne Schlange hinter Gut, Obstgarten und Feldscheune den Hügel emporschwingen, werden dafür dicke ausreichen. Derzeit liegt das Land brach - als flächendeckender Kompost sozusagen. Es ist gewollt das Land mit einigen kleinen Hütten und sich darum gesellenden Gärtchen dezentral zu bewirtschaften. Desweiteren haben wir 2 ha Wald und einen größeren Teich in der Umgebung. Unser Boden ist schwerer Lehmboden (Baulehm!) mit teilweise vielen Steinen (Fundamente), die vom Schiefer herrühren, der das Muttergestein ist.

Ranspach liegt in einem Wasserschutzgebiet/Quellgebiet. In der Gegend gibt es einige Heilquellen. Besonders erwähnenswert ist wohl Bad Linda (3km entfernt). Früher war Pausa (2km entfernt) wegen einer Quelle auch mal ein Wallfahrtsort. Praktisch bedeutet diese Gegebenheit, daß unser Rundumnachbar, die Agrargenossenschaft Weidagrund nicht jedes Gift spritzen darf, worüber wir uns nur freuen können.

Das Jakobgut heißt so, weil uns Ende des 18. Jahrhunderts ein Herr Jakob als erster Besitzer im damals eingeführten Grundbuch überliefert worden ist. Nicht überliefert ist uns, wann das Jakobgut denn nun entstanden ist, denn es ist ein zum Vierseithof (genau genommen nur ein Dreiseithof, da die vierte Seite eine Rückwand des Nachbarn bildet) gewachsenes Gehöft. Das eigentliche Urgebäude war wohl recht klein und existiert vielleicht heute garnicht mehr (30 jähriger Krieg?). Allerdings hat jemand, der sowas beruflich macht, den Dachstuhl ins 17. Jahrhundert datiert. Im Lauf der Zeiten haben die Besitzer angebaut, bis es nicht mehr ging. Heute bilden drei Güter eine lange, leicht kreisförmige Front. Wir sind in der Mitte. Als Ganzes hat diese Front etwas von einer Burg. Zudem ist dort, wo die Front gegen Norden unterbrochen wird, zugleich auch die Sackgasse zuende, über die man zu uns kommen kann. (Wer automobil ist, lernt hier definitiv rückwärtsfahren) Wegen eines Abhangs stehen nur auf der einen Straßenseite jener Sackgasse Häuser - auf der anderen sieht man Dächer.

Schön ist das Anwesen und schön ist auch die Gegend mit ihren sanften Hügeln, die jedem Dorf hier das Flair eines eigenen Kosmos geben. Unser Dorf heißt Ranspach (1377 Rabinspach; 1378 Rabynsbach; 1398 Rabespach; 1499 Ramßbach; 1545 Ranspach; 1602 Rambsbach; 1758 Ranschbach; 1791 Ranspach - An einem Bachgrund gelegene Siedlung eines "Hraban" oder Siedlung am Rabenbach zu mhd. "raben" = Rabe - Quelle: Eichler/ Hellfritzsch/ Richter; "Die Ortsnamen des sächsischen Vogtlandes"; Plauen 1983) und gehört politisch zur Gemeinde der Stadt Pausa (Mist, wir wollten doch weg aus der Stadt!!! Grinz!). Heute liegt Ranspach in Sachsen (nicht mehr in Thüringen seit einer Grenzänderung Anfang der 90`er) im Vogtlandkreis (Autokennzeichen -V-).

In der Vorstellung von Gartenbau stehen wir auf unsere Literaturliste bezogen am ehesten dem alten Fukuoka nahe, mit seinen vier Prinzipien:

- keine Bodenbearbeitung
- kein Düngen
- kein Unkrautjäten (wobei Fukuoka durchaus auch noch mit einer Machete rumhantiert)
- keine Schädlingsbekämpfung

Dabei haben wir aber durchaus eine eigene Auffassungen und sind auf den Fukuoka sogar auch erst nach Projektbeginn gestoßen, was uns ermutigt hat, weil wir uns teilweise bestätigt sehen in seiner Erfahrung. Wir wollen endlich die Erkenntnis in den Gartenbau einbringen, daß nicht nur der menschliche Körper aus voneinander mehr oder minder abhängigen aber an sich eigenständigen Zellen besteht und so eine höhere Organisationsstufe der Zellen darstellt, sondern auch der ganze Planet eine höhere Ordnungsstufe seiner ihn belebenden Teile ausmacht, deren Teil wir als Menschen sind. "Gaia" lebt! Nun wir manchem nicht klar sein welche Konsequenz das bedeutet und so muß das auch noch erklärt werden: Wenn "Gaia" ein Organismus ist, dann haben alle Teile ihres Leibes, der unsere "Natur" ist, ihre Funktion im Gesamtzusammenhang des Organismus. In der Ökoszene wird in gewissem Fatalismus oft der Mensch mit einer Krankheit im planetarischen Organismus gleichgesetzt. Wie richtig diese Auffassung rein weltlich ist, zeigt ja die offene Rebellion der Menschen gegen die natürliche Ordnung, deren Teil sie sind. Die Menschheit ist so gesehen also wirklich nichts als ein Krebsgeschwür im Leib Gaias. Daß das mit ihrer Berufung zur Krone der Schöpfung zu tun hat ist wieder eine andere Sache, denn der Mensch ist das Ziel der Schöpfung, wenn leider in dieser Endzeit auch sehr entartet. Gaia ist auch nur ein Tier, das der Menschheit Untertan ist. Dennoch zeugt es nicht von Klugheit, wenn die Menschheit ihre Lebensgrundlage immer weiter demontiert und sich vor der göttlichen Naturordnung ekelt und das nötige Leid flieht.

Es zeugt von verirrtem Schönheitssinn menschliche Unordnungen und aus mangelndem Willen zur Einsicht herrührende Torheiten von Menschen höher zu schätzen als die gesamte Ordnung des gesamten Organismus. Die Krone der Schöpfung zu sein befähigt durchaus auch zur Zerstörung der göttlichen Ordnung, doch Gottes Wille für den Menschen ist das sicherlich nicht. Der heutige, ach so fortschrittliche und wissende Mensch geht mit der Einstellung an die Natur heran: "Ich bekomme das, was mir die Natur übrigläßt." Wenn dieses Verhalten bei einer menschlichen Zelle gefunden wird, dann nennt der Mensch das in der Tat Krebs. Würde der Mensch erkennen, daß die Natur ein Organismus ist, was heute niemand mehr wirklich abstreiten kann, da das Wissen um die Natur geradezu auf diesen Schluß drängt, dann wüßte er, daß diese Einstellung einfach grotesk ist und in keiner Hinsicht zu rechtfertigen aus der Erfahrung.

Die Natur ernährt den Menschen, er muß nicht gegen sie kämpfen, die Erde ist weder überbevölkert, noch ist es wahr, daß menschliche von Gott gesegnete nahrhafte Pflanzenzüchtungen sich nicht in der Natur unter den entsprechenden Lebensbedingungen von selbst behaupten und vermehren und der Mensch nur ernten muß. Es gibt beispielsweise mehrjährige Getreidesorten, die einfach so immer wieder wachsen und nur geerntet werden müssen, warum wohl wird die Saat nicht staatlicherseits verbreitet und propagiert? Wer profitiert von der Unkenntnis solcher Zusammenhänge und Fakten? Natürlich die Konsumsekte! Jede Pflanzenart hat ihre Funktion in der Natur, wenn Unkraut an einer Stelle wächst, dann hat das seinen Grund vor allem in einem bestimmten Ungleichgewicht des Bodens als Organ in Gaia, worauf diese eine Pflanze spezialisiert ist und durch ihr Werden und Vergehen den Boden düngt und heilt, weswegen generelle Zentralkompostierung und "ökologisch vertretbare" Eingriffe in die spontane Flora eines Biotops auch nicht der Weisheit letzter Schluß im Bioanbau sein kann. Unkraut ist unmittelbar vergleichbar mit dem Immunsystem des Körpers, ebenso auch tierische Schädlinge und der Kampf des Menschen mit der Natur mit den Versuchen des Krebsgeschwürs und seiner Metastasen das Immunsystem des menschlichen Körpers zu überlisten um weiter schmarotzen zu können ohne die eigene Aufgabe zu erfüllen.

Unser Bestreben ist es nun auf unseren Flächen zu beweisen, daß diese Weltsicht nicht nur in verschrobenen Denkerstübchen funktioniert, sondern die Realität widerspiegelt. Experimentell hat sich dies auch bereits zu Teilen bestätigt. Wenn eine Pflanze die wir ernten wollen nicht gut gedeiht müssen wir uns fragen was in diesem Fall noch nicht stimmt in deren Umfeld statt rohe Gewalt anzuwenden aus Unlust sich mit dem Organismus zu befassen, dem man als Teil angehört. Jede Äußerung der Natur ist ja ein übergroßer Segen Gottes um uns. Wer halt ein besseres Verständnis von Ordnung zu haben meint als Gott, der soll ruhig tun was er nicht lassen kann, aber es ist doch mindestens zu erwarten, daß endlich mal akzeptiert wird, daß der Mensch nicht die Putzkolonne der Natur ist und besser daran tun würde nicht mehr in die Natur einzugreifen als es unbedingt nötig ist (verirrtes Schönheitsempfinden ist aber eben kein solcher Grund). Christen schaut euch doch mal genau die Bibelstellen an die vom Unkraut handeln. Demut ist gegenüber der höheren Organisationsstufe durchaus sehr nötig, auch als Krone der Schöpfung. Die Tiere und Pflanzen sind doch unsere Brüder und Schwestern und keine Feinde oder etwas gegenüber dem Menschen minderwertes! Wenn das erstmal verstanden würde, dann wäre das doch schonmal was!


Das Jakobgut liegt in Oadien und Oadien liegt fast an der Grenze von Sachsen zum Großfürstentum Reuß (heute Thüringen)
Adressen

Jakobgut
D-07952 Ranspach

Fon/Fax: (0049, +49 oder 0)37-43-222-676

jakobgut%oadien.de (bitte % durch @ ersetzen = Maßnahme gegen Müllmails)

Wer nicht so sehr angemuffelt werden möchte, der kündige seinen Besuch rechtzeitig vorher an.