Was ist mit "Konsumsekte" gemeint?

Nicht jeder, der etwas konsumiert wird dadurch Teil der Konsumsekte. Als "Sekte" bezeichnet man im klassischen Sinne etwas, das sich auf der Beziehungsebene (es geht also weniger um verschiedene Vorstellungen an sich (Röm 14,6), nur solche sind keine Spaltung in diesem Sinne) absondert, abgrenzt, abspaltet. Innerhalb des Christentums wird dies aufgrund biblischer Aussagen als sündhaft betrachtet, egal welche Inhalte ein solcher Sektierer vertritt. Bei einer "Sekte" in diesem Sinne handelt es sich also um eine Bewegung, die auf Abgrenzung baut. Der Begriff wird heute nicht mehr nur auf christliche Strömungen angewandt, was ihn etwas verwässerte.

Die Konsumsekte und den einzelnen Konsumsektierer macht also eine bestimmte Einstellung zu Konsum aus. Häufig werden von Konsumsektierern an anderen Menschen weniger deren Menschsein oder ihre Persönlichkeit sondern vordergründig Anzeichen von Konsum beachtet. So wie Reklame immer wieder versucht Menschen in diese Richtung aufzuhetzen, so leben Konsumsektierer diese Wertvorstellungen von einem Wert des Menschen, der sich nach Anzeichen "zeitgemäßen" Konsums richtet. Menschen, die diesen Vorstellungen durch ihr Auftreten und ihren Besitz nicht entsprechen werden mit teils erheblicher psychischer Gewalttätigkeit ausgegrenzt. Mitunter werden solche entgleisten und menschenverachtenden Maßstäbe aufgrund der Vielzahl der Konsumsektierer und der Macht der Konsumsekte insgesamt gar staatstragend, worin auch heute eine Gefahr für die Menschenrechtssituation in unserer Region erwächst.

Für einen Konsumsektierer ist ein Begriff wie "Menschenwürde" oft sehr theoretisch und kaum greifbar. Für ihn steht klar an erster Stelle sich durch Konsum Anerkennung anderer Konsumsektierer zu verschaffen. Häufig ist für ihn gar nicht mehr vorstellbar, daß ein Mensch Anerkennung verdient, weil er Mensch ist. Er strebt selbst solche Anerkennung an, da er nicht Ziel konsumsektiererischer Gewaltausübung werden möchte. Der Gewaltausübung, die er selbst auch mitträgt durch sein Tun. Diese Gewaltmechanismen ähneln stark dem was auch aus anderen fanatisch-religiösen Sekten bekannt ist. Ausgrenzung und Kontaktabbruch zu abweichenden Familienmitgliedern, Übergriffe gegen Andersglaubende selbst im öffentlichen Raum bis hin zu Mord, Ausgrenzung von Andersglaubenden aus sämtlichen Bereichen gesellschaftlichen Lebens und Wirtschaftens.

Die Konsumsekte braucht Haß, Spaltung, Aggression gegen Andere existenziell. Sie kann die Leere in ihren Anhänger-Opfern nicht lebendig füllen. Aus diesem Grund wird in ihren Kreisen oft auch regelrecht hysterisch vor lebendiger Religiosität und Spiritualität gewarnt. Konsumsektierer sind als unausgereifte, lebensfremde Persönlichkeiten im Gegensatz zu ausgereifteren, aus sich heraus stabilen Persönlichkeiten häufig gerade auch für religiöse Sektierer anfällig, da ihnen sektiererische Gewalt bereits tief vertraut ist und enthaltene religiös-geistige Inhalte die in ihren vorhandene Leere viel weitgehender füllen könnte. Der Schritt einer religiösen Sekte beizutreten und in ihren oft noch oberflächlichen holzschnittartigen Lehren aufzugehen ist jedoch für Konsumsektierer oft ein Entwicklungsschritt in eine begrüßenswerte Richtung.

Ein Oadier kann theoretisch viel besitzen, das zufällig auch von Konsumsektierern als "würdig" anerkannt wird. Wer etwas besitzt, sich daran freut, sich aber auf dem Grund dieses Besitzens in keiner Weise über andere Menschen erhebt, der ist kein Konsumsektierer.