Gedanken über das Leid

"Wollt ihr den totalen Krieg?" fragte einst ein Held vergangener Zeiten seine revolutionären Mitstreiter im Kampf gegen das Übel auf der Welt. Der Begriff von dem was übel ist unterliegt immer gewissen Schwankungen, je nach politischem und weltanschaulichen Wettereinfall in die einzelnen Teile der Gesellschaft. Dabei ist es meist ein bestimmtes Feindbild, das herhalten muß, als Maßstab für den gesellschaftlichen Fortschritt. Ob dieses Feindbild an sachlichen Kriterien zu messen ist, scheint aufgrund der mangelnden Erkenntnisfähigkeit hassender Menschen zumindest fraglich (Haß macht ja bekanntlich blind, Haß hat immer einen unguten Drall zur Selbstgerechtigkeit und Lebensverneinung).

Der Hauptfeind einer humanen Gesellschaft ist das Leid. Der glückliche moderne Mensch lebt bequem und bietet alles auf, um Leid zu vermeiden. Das geht dann vom Aspirin und der Waschmaschine hin zur Eutanasie und zur Selektion des lebenswertesten Lebens. In den Niederlanden soll es sich begeben haben, daß ein Mann schon längere Zeit im Sterben lag und vor Schmerzen nicht recht bei Besinnung war. Da wollte sein Sohn demnächst in Urlaub fahren und bat den Arzt doch vorher das Leiden zu beenden. Dieser gab dem Sterbenden eine Überdosis Morphium und kam nach einiger Zeit wieder, um den Tod festzustellen. Aber da saß der Mann fröhlich auf der Bettkante, weil die Dosis Morpium endlich mal gereicht hat, um den Schmerz zu betäuben. Aber das nur am Rande.

Was macht also ein Feindbild aus? Wenn aus gewissen Gründen ein Krieg geplant wird, dann hetzt man die Menschen vorher schonmal auf den anvisierten Feind. Man sucht sich die Begebenheiten aus, wie sie einem passen oder fälscht sie (Türke verletzt Frau; Nazis ertränken Kind; Kommunisten erschlagen Fabrikbesitzer oder Christ verweigert ärztliche Behandlung seiner Tochter - diese Art von Selektion legt eben ein bestimmtes, gewolltes Bild gewisser gesellschaftlicher Gruppen nahe, die so nicht wahr sind. Plumpe, undifferenzierte Einordnungen von Menschen in Kategorien ist inakzeptable verbale Gewalt. Wer sagt uns denn ob es sich nicht bei allen Meldungen nur um ein und denselben Nationalsozialistisch- kommunistisch-  christlichen Türken handelt (Der Kommunismus ist ja eine Wurzel des Nationalsozialismus, Hitler beispielsweise war gar mal kurz Mitglied der KPD (oder einer anderen kommunistischen Partei), trat dann aber wieder aus, möglicherweise, weil ihm der Internationalismus nicht zusagte. Die SS ließ Ehen gerne evangelisch schließen, von Kriegswaffensegnungen und ähnlichen Entgleisungen mal abgesehen. Türkische Nazis (die beispielweise nicht selten was gegen Ex-Yugoslaven haben, weil die denen so fremd sind wie Yugoslaven und Türken uns Deutschen fremd sind) sind nicht weniger zimperlich als deutsche. Einem Bekannten von mir ist es in Chile widerfahren, daß dort keine Sau verstehen kann, warum die Deutschen sich für Hitler schämen. Chilenen bevorzugen (natürlich auch aus ihrem politisch- historischen Hintergrund heraus. Pinochet war ja auch kein Heiliger) die Auffassung, daß sie stolz wären, wenn sich ein chilenischer Hitler so für ihr Volk eingesetzt hätte So absurd ist diese Aufreihung also durchaus nicht, wenn man mehr als desinformierende Schlagwortkenntnisse besitzt)?). Man zieht Vergleiche und legt Zusammenhänge nahe, wo es einem paßt. So schafft man eine Scheinwelt, in der das Gute mit dem eigenen Lager und das Böse mit dem anderen Lager assoziiert wird und die Menschen dann mit berechtigter Wut gegen den Feind ziehen können. Der eine macht es geschickt (das westdeutsche Gesellschaftssystem verdummt intelligenter und niveauvoller als das verflossene ostdeutsche und auch das noch verflossenere großdeutsche), der andere weniger, im Grunde bleibt es jedoch dasselbe.

Je nach Mode schätzt man die Menschen nach einem bestimmten Typ ein und wer sich nicht viele Gedanken machen möchte, der geht mit der Zeit und gibt stets artig die Meinung wider die er gerade überall hört und wüßte auch nicht, warum er an ihr grundlegend zweifeln sollte. Man muß ja irgendwem glauben, sagt dann der Mensch. Letztlich ist es eben bequemer nicht jeden Menschen mit wachen Augen zu betrachten, sondern von einer Teilmasse auszugehen, die ist wie seinesgleichen. So ist es auch mit Weltbildern.

Wir sind stolz auf den Reichtum in unserem Land. Wir sind stolz auf unsere Infrastruktur und auf einen im großen und ganzen humanen Staat mit im internationalen Vergleich relativ kompetenten Politikern. Dafür sind wir bereit, unsere Zeit mit Erwerbsarbeit zu verbringen, zumal die Arbeitszeiten auch wieder relativ human sind, besonders da, wo es wirksame Tarifverträge gibt. Uns geht es gut wie noch nie.

Aber ist Bequemlichkeit und Leidlosigkeit alles? Macht das den Menschen glücklich? Wäre es nicht vielleicht doch mal angebracht, angesichts der Situation auch mal nach Wachheit zu streben? Sicherlich ist es beeindruckend, wenn wir die Zahlen lesen, daß früher Arbeiter 14 Stunden am Tag an laut ratternden Maschinen standen, um einen doch ziemlich kärglichen Lohn dafür zu erhalten. Wir arbeiten heute vielleicht nur noch halbsoviel Stunden, wie zu Zeiten des Frühkapitalismus, aber die Art der Arbeit hat sich ja auch verändert! Immer weniger arbeiten körperlich und selbst die es noch tun arbeiten lange nicht mehr so hart wie damals. Der moderne Mensch ist hochqualifiziert und arbeitet mit seinem Verstand und seiner geschulten Erfahrung. Das hat zur Folge, daß der frühkapitalistische Arbeiter noch köperlich total fertig war, wenn er Feierabend hatte, der moderne Angestellte aber an seinem Feierabend mental erschöpft ist. Nun ist aber die Frage, wer glücklicher sein kann. Es spricht sich ja wohl schon herum, daß der Mensch vielleicht nicht nur im Büro sitzen darf, wenn er gesund und munter bleiben will. Woher kommen denn die ganzen Depressionen unserer Zeitgenossen? Der moderne Mensch hat so viel zu bedenken, um all die Technik zu beherrschen, die seinen Wohlstand begründet, daß er fast keine Kraft mehr hat, emotional zu reifen! Vielleicht sollten wir doch mal überdenken ob eine fanatische materielle Wohlstandsbesessenheit der Zivilisation letzter Ratschluß sein kann?

Unsere statistisch blendend (vom Blenden der Sinne her zu verstehen) erfasste Wirtschaftskraft ist als Fortschritt beeindruckend. Aber ist es nicht in unangenehmer Weise ebenfalls beeindruckend, daß nun offenbar Anfang 2001 der erste wissenschaftliche Beweis aus der Auswertung von speziellen Satellitendaten aus den 60`er oder 70`er Jahren dafür erbracht wurde, daß der Treibhauseffekt in diesem Zeitraum bis heute aufgrund der Konzentration von Kohlendioxid und Methan zugenommen habe? Dies wurde festgestellt, da sich wohl beide Gase in zwei bestimmten Höhen in der Atmosphäre sammeln und in diesen Höhen die Temperaturen gemessen wurden. - Wie wäre es denn mal mit Wirtschaftsschrumpfung, statt mit Wirtschaftswachstum. Sicherlich kann man auch versuchen andere Energiequellen zu suchen und zu nutzen, deren Gefährlichkeit noch nicht so bekannt sind und versuchen industrielle Energieverschwendung zu reduzieren, wie einer der Weizäcker-Brüder in seinem noch halbwegs neuen (1995) erneuten Bericht an den Club of Rome namens "Faktor vier" (Knaur) darlegt und das ist ja alles auch schön und gut. Aber warum sollten wir denn einen derartig übertriebenen Konsumkult überhaupt fortführen? Wer braucht denn den ganzen Kram, den es so für Geld einzutauschen gibt? Ist es nicht vielleicht an der Zeit mal festzustellen:
 

"OK, wir haben ziemlich viel Zeug und können alles in quasi unbegrenzten Mengen herstellen. Das Zeug wird mit zunehmender Automatisierung der Wirtschaft immer billiger, weil letztlich fast nur noch Maschinen arbeiten und die Aufgaben von Menschen in der Produktion immer weniger ins Gewicht fallen. Eine produktive Roboterfabrik kann also höhere Löhne zahlen und mit schlecht bezahlter Menschenarbeit trotzdem noch konkurrieren. Wenn es gewollt ist können Maschinen alles besser herstellen, als es Menschen können. Zeug ist nicht mehr knapp, sondern in Fülle vorhanden. Die Industrie ist nicht unbedingt gesund und immer künstlichere Werkstoffe wohl auch nicht. Vor allem aber stellt sich nun die Frage, warum wir denn immernoch jammernd nach Erwerbsarbeit schreien, obwohl es doch offensichtlich nicht mehr den Bedarf nach gewissen einfachen Arbeiten gibt und grundlegend "besser" wird es nicht bis zum nächsten Krieg.

Wie wäre es denn, wenn wir nicht mehr in lächerlichen Diskussionen den aufrechten Arbeitenden herauskehren, als ob jemand Arbeit leisten müßte um eine Existenzberechtigung zu erlangen, zumal noch unter den dargestellten Bedingungen. Wie wäre es denn, wenn wir mal wieder mehr miteinander machen? Wie wäre es mal zur Abwechslung wieder mit geistig- emotionalem Wachstum statt immer sinnloser werdendem Wirtschaftswachstum? Was könnte man da sparen!? Nerven, Zivilisationskrankheiten, das Zuckereis, das man nach Feierabend aus lauter Frust verschlingt, die eigene Glotze, die einen zu einem Teil anregt und zu hundert Teilen zerstreut, die schnelle Flugreise in die Sonne, den Handwerker, weil man Zeit, Lust und Mut hat selbst sein Wohnumfeld zu schaffen, statt es nur aus dem Baukasten der Industrie zusammenzustoffeln, den Agrogärtner, weil man Spaß dran hat Gemüse selbst zu säen und zu begleiten und dergleichen mehr. Wie wäre es denn mal wieder mit weniger Spezialisierung? Abwechslung macht doch Spaß! Und wer braucht schon so einen seelenlosen Einfamilienbunker, wenn man sich fast völlig kostenlos aus Lehm, Stroh und selbstgeschlagenem Holz ein Haus bauen kann, das lustig aussieht und auch nicht objektiv schlechter ist (sicherlich ist der getriebene und eingelullte Konsumbürger in seinem Begriff von Ordung derart gestört, daß er das "arm" finden würde und wir wollen ja nicht, daß jemand uns für arm hält - oder? Schließlich ist ja ein Ding heutzutage nicht mehr dazu da um eine Funktion zu erfüllen, sondern um die eigene Geltungssucht (ein elementares Menschenrecht der Konsumsekte) zu befriedigen, die wiederum aus dem Mangel an Zeit und Willen zum Wesentlichen herrührt).

Je wacher ein Mensch ist, desto weniger Zeug braucht er, um sein Grab ("ich fühle mich als ob in mir ein großes Loch ist") zuzuschaufeln! Wenn ich Musik höre, muß ich doch nicht Stereo haben, wenn ich Phantasie habe! Oder ist Feinschmeckerei neuerdings keine Erscheinung von Dekadenz mehr?! Warum soll ich einen Monat meine Gedanken auf irgendwelche ökonomische oder sonstwelche Prozesse verwenden, nur um mir dann eine neue Stereoanlage zu kaufen, die kleiner ist, als meine noch völlig intakte alte Anlage und jetzt statt xyz-sound noch dolby-super-abcdefghij hat? Wenn ich ein Lied kenne, finde ich es sowieso viel schöner das selbst zu summen! Warum soll ich nicht das Faxgerät mitnehmen, das mir jemand schenkt, weil er das sonst wegwirft? Warum soll ich mir nicht ne kaputte Waschmaschine vom Schrott holen und sie reparieren? Ist das peinlich? Nein, das ist meist sogar nebenbei praktizierter Umweltschutz (trotz gewisser Verbesserungen der Effizienz von technischen Geräten)! Warum soll ich nicht Kleidung tragen, die andere Leute nicht mehr mögen? Ist es klug für Dinge zu arbeiten, um sie zu kaufen, wie sie gerade modern, aber auch nicht viel besser sind, als das Zeug, was dann als unmodern weggeworfen wird? Ist es wichtiger eine tiptopgepflegte Wohnung mit fein aufeinander abgestimmten Einrichtungsgegenständen zu bewohnen oder Zeit zu haben, sich mit dem zu befassen, was einem selbst wirklich wichtig ist?

Wo setzen wir die Prioritäten in unserem Leben? Lieber krankenversichert und keine Zeit, als nicht krankenversichert und mit 43 an "Blinddarmentzündung" gestorben? Sterben müssen auch Mitglieder von Krankenkassen! Vielleicht aber hat ja ein Leben, das mit 94 im Altersheim endet weniger lang gedauert, als das desssen, der mit 43 gestorben ist, weil ihm keiner helfen wollte? Ist die Zeit denn nur quantitativ oder nicht auch gerade qualitativ? Was soll denn daran schlimm sein irgendwann auch mal zu sterben? Die Angst vor dem Tod ist doch nicht zu bewältigen, indem man sein unerlöstes Leben fortführt und Symptombekämpfung betreibt, sondern nur indem man dieses zu einem in Liebe und Gottesfurcht erlösten Leben umgestaltet!"
 

Feindbilder können nur leben, wenn man Ursachen verschleiert! Auch Leid hat Ursachen. Aber welche? Bisher ist die Wissenschaft noch immer an der Verwechslung von Ursache und Wirkung gescheitert, das ist traditionell so:
Wir haben ein Problem. Wir haben Kopfschmerzen. Wir fragen einen Wissenschaftler. Der Wissenschaftler sucht, was mit dem Kopfschmerz gleichzeitig auftritt. Da - er hat was gefunden! Na, was ist es Herr Doktor? Aha, ein Muskel zwischen den Augenbrauen und noch etwas darüber zieht sich zusammen und wir bekommen Kopfschmerzen. Wir bekommen ein Medikament, das den Muskel entspannt. Toll diese Medizin!

Was der Wissenschaftler uns nicht sagt, weil er es selbst nicht weiß, ist, daß zwar das Zusammenziehen dieses Muskels die Ursache für die Kopfschmerzen ist, aber dieser Muskel sich nicht mal so aus Lust und Laune zusammengezogen hat a la "Ach, heute könnten wir mal Kopfschmerzen machen!", sondern seinerseits nur das letzte Glied in einer Ursachenkette ist, die in der Seele des Menschens ihren Anfang nahm und immer gleichermaßen ätherisch- naturgesetzliche und materiell- naturgesetzliche Aspekte aufweist. Die materiell- naturgesetzlichen Prozeße kann man bis zur Vergasung verfolgen, erfasst damit aber immer nur einen Teil der Realität, denn die Seele gibt es ja nicht, weil man sie nicht sehen kann und es nur gibt, was man sehen kann; so wie Elektrizität, Radioaktivität, infrarotes und ultraviolettes Licht (zu dem ich auch die Radiowellen, Mikrowellen, Röntgenstrahlen und dergleichen zähle), Gravitation, Luft und sowas. Das hat ja alles erst angefangen zu existieren als man es irgendwie messen konnte, vorher gab es das einfach nicht. Jaja.

Die Wissenschaft kennt durchaus Ursachenketten (in unserem Beispiel etwa: der Kopfschmerzmuskel zieht sich zusammen, weil das Erbgut "schlecht" ist und bestimmte Belastungen diese Veranlagung aktivieren oder auch ganz anders verdreht rationalisierend), sicherlich, sonst gäbe es die Kybernetik (die Wissenschaft von den Kreisläufen und den einfachen und komplexen Zusammenhängen) nicht. Lustig ist nur heutzutage noch ernsthaft zu behaupten, das jeweils hintere bekannte Glied einer Ursachenkette, sei die Ursache der Ursachenkette (die meistens keine Kette ist, sondern ein komliziertes System voller Kreisläufe, wo eine Wirkung nicht auch nur eine Ursache haben muß, sondern auch mehrere Ursachen haben kann und meist auch hat). Alternativ kann man so auch in Kreisläufen denken, die einen offenen Prozess darstellen. Man sieht, daß es funktioniert und diese Tatsache ist dann zugleich der Beweis dafür, daß es keine Einflüsse gibt, die man noch nicht entdeckt hat: "Seele? Lächerlich! Wir sehen doch, daß der Organismus ohne Seele funktioniert!" Ja, und ich sehe, daß mein "Geigerzähler" leise summt! Komisch, machmal ist er auch krank und dann knattert er! Tja, da kann man nichts machen. Das Schicksal schlägt unerbittlich zu und keiner ist vor ihm sicher. Wie sinnlos das dasein ist!

Natürlich läuft ein Mensch Gefahr sein Leben als ziellos zu betrachten, wenn er nicht weiß, daß der Tod auch nur eine Geburt ist. Das liegt dann aber am Unwissen und seiner unkritischen Leichtgläubigkeit schlechten Erklärungsmodellen gegenüber. Krank wird man, weil man Pech hat. Jaja, und die gerade wie eine Staubwolke überall erwogenen schlechten Erbanlagen in der derzeitigen völlig absurden Gentechnikhysterie und -euphorie! Wie kann es einen Gott geben, der den einen krank macht und ihn leiden und den anderen unbeschwert leben lässt. Ein Gott der Liebe kann doch nicht Urheber von Leiden sein, nein niemals! Und die ganzen Katastrophen überall, neinnein, es kann ja keinen liebenden Gott geben! Das Dasein ist grausam und man muß ständig bangen um seine Gesundheit, sein Wohl und seinen Wohlstand. Dabei steht doch klipp und klar die Ursache für eine Katastrophe, die wohl nahezu jedem als Sintflut oder Sündflut bekannt sein wird, in der Bibel mit ausführlicher Angabe der Gründe dafür. Und Paulus und Konsorten schreiben dazu:
"Ihr habt im Kampf gegen die Sünde noch nicht bis aufs Blut widerstanden und habt die Ermahnung vergessen, die zu euch als zu Söhnen spricht: >Mein Sohn, schätze nicht gering des Herrn Züchtigung, und ermatte nicht, wenn du von ihm zurechtgewiesen wirst! Denn wen der Herr liebt, den züchtigt er; er schlägt aber jeden Sohn, den er aufnimmt.<" (Heb 12:4ff)

Jeder von uns kümmert sich sorgsam um das, woran ihm viel liegt. Jesus macht das nicht anders. Wenn wir krank werden, dann deshalb, weil Jesus uns auf etwas aufmerksam machen möchte. Der Schmerz ist seine Medizin für diejenigen, die vor der Wachheit fliehen und für ihre emotionale Reife nicht das tun, was sie könnten. Erst kommen die Gewissensbisse, dann Mißgeschick, Unglück, Wehwehchen und schließlich die handfeste Krankheit. Das Leid hält den Menschen davon ab, sich noch mehr zu schaden, als er es eh schon getan hat und das Leid hilft dem schon gereiften Menschen, sich mehr zu vervollkommnen. Das ist nicht schön, aber es kann sich wohl keiner der Tatsache verweigern, daß Leid offenbar weise macht und sogar dankbar. Leid schafft edle Charakterzüge oder noch ärgere Verbitterung, weshalb es manche Menschen dann halt auch nicht trifft - weil es sowieso zwecklos wäre (wie etwa auch das Nachkommen Jesus der Bitte der Gerasener wieder abzuhauen, weil er dort einen Verein Dämonen austrieb und in eine wertvolle Wucherschweineherde fahren ließ, die sich darauf in den See Genezareth stürzte und ersoff. Der weltliche Verlust schmerzte die blinden Menschen dort so sehr, und die Heilung eines Mitmenschen interessierte sie einen Dreck, wo aber nun mal gar kein Interesse für Mitmenschen vorhanden ist, da kann man die Erlösung durch die selbstlose Nächstenliebe aus der unbedingten Liebe zum Geist Gottes, der ja die Liebe ist, nicht vermitteln - Luk8:26-39).

Tja, das wird der Arzt aus den Niederlanden wohl nicht gewusst haben, sonst hätte er wohl kaum so gehandelt. Schmerz zu betäuben ist human, wenn man die Ursachen nicht kennt. Sicherlich ist es dem Schmerz eigen, daß ein Mensch der Schmerz oder Leid empfindet, sich davon befreien will, so schnell es geht. Es ist so, wie wenn ein Kind das erste Mal auf einer Rutsche sitzt und sich nicht traut herunterzurutschen. Ist es human das Kind von der Rutsche zu holen um sein Leid zu beenden? Oder ist es nicht besser dem Kind solange Mut zu machen und sich unten an die Rutsche zu stellen, bis es sich einmal traut und dann froh ist und am nächsten Tag nochmal rutschen will und nun sich selbst und seine Möglichkeiten wieder ein Stück besser kennengelernt hat? So erweist der Arzt dem Kranken einen Bärendienst, wenn er den Schmerz betäubt oder ihn gar umbringt, weil er nicht anerkennt, daß Gott schon den richtigen Zeitpunkt kennt.

Klar, das muß jeder Mensch selbst entscheiden - ich denke da nur an meinen Zahnarzt, wenn ich mir vorstelle, wie das doch wäre, wenn es beim nächsten Anlaß heißt: "Ich habe ihren Text im Internet gelesen, das finde ich gut - für sie gibt es heute mal keine Betäubung!". Wo ich allerdings große Bedenken habe, das ist die Verdrängung der Krankheit; die moralische und ökonomische Verpflichtung sich einsatzbereit zu halten. Das wäre doch mal was, wenn man mal an die seelischen Ursachen einer Krankheit geht, statt sie nur zu verdrängen. Allerdings muß ich zugestehen, daß wir uns in einer ausgesprochenen Verdrängungskultur befinden. Warum denn nicht mal Rückzugsmöglichkeiten für Menschen schaffen, die ihrem Schmerz begegnen wollen? "Unnötiges" Leid darf nicht als Last empfunden werden, denn es ist ja ein wahrer Liebesdienst, Menschen den Rücken freizuhalten, um mit Jesus, dem qualifiziertesten Psychotherapeuten den ich kenne, mal eine Einkehr in die eigene Seele zu unternehmen, um herauszufinden, was die Ursachen der eigenen Krankheit sind.

Tja, das wär doch mal was, Krankheit als Weiterbildung zu begreifen, wobei ich nicht diejenigen Kranken meine, die gerne "krank" sind, weil man da so schön bedient wird. Aber solange nur das zählt, was angefasst werden kann, wird das wohl ein Wunschtraum bleiben. Vergessen wir aber nicht, daß es zu großen Teilen den Erfolg unseres Landes ausmacht, daß der Staat sich um in Not geratene Menschen kümmert. Es gibt Mißbrauch und sozial finanzierte Schnapsleichen, doch es gibt ebenso massenhaft Erfinder in Kunst und Technik, die ohne Zuwendungen Dritter nicht in der Lage gewesen wären, ihre Talente in der Art zum Nutzen vieler auszuleben. Darum sollte man dieses Konzept klug ausweiten, statt aus politischer Ideenlosigkeit da zu streichen, wo es am einfachsten ist, weil die Betroffenen sich sowieso wegen dem grassierenden Sozialterror in der Schuld sehen und kaum widersprechen. Jeder, der den Sozialstatt überflüssig finden, soll auch auf alle Erfindungen verzichten, die nicht er selbst gemacht hat, wie wäre es denn mal mit so einem Gesetz?! Es kann nicht sein, daß man Sozialleistungen mit der Begründung einschränkt (z.B. demütigende Zwangsarbeit vorschreibt) es gebe Mißbrauch, so wie es nicht sein kann, daß man Messer verbietet, weil da wer mit verletzt werden könnte. Und das zumal sehr viele Großsteuerzahler zum Sozialstaat stehen und jedem die Hilfe des Staates aus seinen Steuermitteln gönnen, der sie nicht versäuft auch wenn es viele Kleinsteuerzahler gibt, die aus Sozialneid und Lieblosigkeit die Klappe ganz weit aufreißen und so tun als ob sie mindesten die Hälfte des Staatshaushaltes aus eigener Tasche zahlen. Nein, wenn ein Mensch mit seinem Leben nicht eigenständig etwas anfangen kann, dann muß man ihm ehrliche Hilfe anbieten, statt ihn einfach zu âchten. Und wer das nicht tut und zugleich scheinheilig gegen Drogenmißbrauch, Drogenhandel (nicht das Angebot ist schlecht, sondern die Umstände, die Menschen bewegen das Angebot anzunehmen) und Perspektivlosigkeit (eine der Hauptursachen für Sucht an sich) wettert, der zeigt damit ja offensichtlich, daß er unreif ist politische Verantwortung zu übernehmen, denn die bringt es ja mit sich, staatliche Machtstrukturen weise zu lenken und nicht aus Ideenlosigkeit wild draufloszudreschen, damit keiner sagen kann, er tue nichts. Politischer Aktionismus ist auch eine Krankheit - eine des ganzen Volkes. Lernen wir aus ihr!