Oadische Wertvorstellungen und das Christentum

Oadien verstand sich von Beginn an unter anderem als christlich. Das hat immer wieder zu Irritationen geführt, weil viele Christen deutlich anders an ihren als christlich verstandenen Glauben herangehen. Christen waren im Kontakt irritiert wegen der Offenheit gegenüber Bewohnern mit abweichenden Überzeugungen. Nichtchristen waren skeptisch, weil sie Christen in christlichen Gemeinschaften oft als eingefahren und aufdringlich erlebten. Dieser Text versucht, den Einfluß des Christentums, unter besonderer Berücksichtigung der biblischen Beschreibungen der "Frucht des Geistes" und der "Werke des Fleisches" auf oadische Wertvorstellungen zu erklären.

"Wer nicht agape-liebt, hat Gott nicht erkannt; denn Gott ist die Agape"
1. Joh 4,8

Der Gott der Bibel ist also Agape. Das ist altgriechisch und bedeutet soviel wie "altruistische Liebe". Der Mensch kann sich verschiedenen Geistern öffnen, die in ihm bestimmte Verhaltensweisen bewirken. Er kann sich nicht keinem Geist öffnen. Agape ist wesenhafte Wirkung des Gottgeistes im Menschen. Ein Mensch, der altruistisch liebt, ist mit dem Gottgeist vereint, egal, was er mit seinem Verstand für wahr hält. Der Mensch kann das, was das christliche Evangelium lehrt, mit seinem Bewußtsein glauben. Dieser Glaube im Sinne etwa des apostolischen Glaubensbekenntisses ist ein wahrer Anker. Er ist jedoch nicht das eigentliche Ziel, sondern ein wertvolles Hilfsmittel für fehlbare Menschen zur Erlangung des Ziels der Einigung mit dem Geist Gottes. Ein Hilfsmittel, das auch angewendet werden will, um einen Nutzen mit sich zu bringen.

Die Menschwerdung Gottes als Jesus aus Nazareth hat universelle und substanzielle Wirkungen hervorgebracht, die seitdem auf alle Menschen Einfluß ausüben. Egal ob der Mensch diesen Einfluß zurückweist oder sich mit ihm in seinem Wollen gemein macht.

Wenn der Gottgeist in einem Menschen maßgeblich wirkt, dann wird im Tun des Menschen die entsprechende Frucht sichtbar, die in der Bibel wie folgt beschrieben wird: Agape, Freude, Frieden, Langmut, Freundlichkeit, Gütigkeit, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit [Gal 5,22] Dieser Frucht werden dort Werke des Fleisches gegenübergestellt. [Gal 5,19ff, siehe die Auflistung etwas weiter unten]

"Habt nicht lieb die Welt, noch was in der Welt ist. So jemand die Welt lieb hat, in dem ist die Liebe des Vaters nicht."
1. Joh 2,15

Die Beschreibung der Frucht bezieht sich auf Handlungen, die ein Mensch aus seinem Inneren tut, weil er sie tun möchte. Menschen, in denen Gott wirkt, erkennt man also nicht an Lippenbekenntnissen oder äußeren Symbolen, sondern am Vorhandensein der Frucht und der Abwesenheit der Werke des Fleisches. Jesus sagte außerdem, man erkenne Christen (seine Jünger) auch daran, daß sie einander nach seinem Gebot mit Agape lieben würden, so wie er seine Freunde geliebt hatte. [Joh 13,35 + 15,12 und 1. Joh 4,7] Manche dieser Freunde Jesu wurden damals gleichzeitig von "Frommen" als Sünder verachtet.

"Wenn ihr euch aber von dem Geist führen lasset, so seid ihr nicht unter dem Gesetz."
Gal 5,18

Ist ein Mensch in der geistigen Verfassung der Frucht des Geistes, dann steht der Mensch nicht unter dem alttestamentarischen/muslimischen Gesetz, sondern tut aus seiner Berufung zur Freiheit gut. Er ist in Agape, im Gottgeist erlöst.

"Geliebte, laßt uns einander agape-lieben; denn die Agape ist aus Gott und der da agape-liebt, ist aus Gott geboren und erkennt Gott."
1. Joh 4,7

"Wer da sagt, er bleibe in Ihm, der muß auch wandeln, gleich wie Er gewandelt hat."
1. Joh 2,6

"Wer nun bekennt, daß Jesus der Sohn Gottes ist, in dem bleibt Gott, und er in Gott."
1. Joh 4,15

"Wir wissen, daß, wer von Gott geboren ist, nicht sündigt, daß vielmehr der von Gott Geborene sich bewahrt und der Arge ihn nicht antastet."
1. Joh 5,18

Ein bekennender Atheist, der aus diesem Geist lebt, der hat Gott wesenhaft in sich, ist aus ihm geboren, wenn er sich dessen auch nicht bewußt ist. Ein bewußt bekennender Christ, der diese Frucht nicht aus seinem innereren Wollen hervorbringt, der kann Gott in Jesus zwar bleibend greifen, hat ihn bisher aber nicht tatsächlich ergriffen und ist nicht aus Gott geboren. Im Atheisten keimt der Same, im Christen blieb er ungeweckt.

Ergänzend: Bertha Dudde Predigt Nr. 8693 (Volltext siehe unten)

Wenn ein Mensch den inneren Drang zu Werken des Fleisches und zur Welt spürt, dann sollte er vor allem nach besserer geistiger Anbindung an den Gottesgeist Jesu Christi suchen. Das ist der Weg in die Freiheit, nicht eine vom Menschen selbst erzwungene Nachformung dessen, was als Zeichen der Frucht beschrieben wurden.

Als Werke des Fleisches nennt die Bibel:
- Gruppe 1: Hurerei (altgriechisch: Porneia), Unreinigkeit/Unzucht, Ausschweifung (häufig im thematischen Zusammenhang des Sexuallebens gedeutet; gegen eine allgemeinere äußerliche Auslegung von "Unreinheit" steht wohl Mt 15,19f)
- Gruppe 2: Götzendienst, Pharmazie (altgriechisch: pharmakeia) (alleine auf Gott vertrauen, Rettung nicht bei der Welt suchen)
- Gruppe 3: Feindschaft, Streit/Hader, Eifersucht, Zorn, Zank, Zwietracht, Parteisucht/Spaltungen, Neid, Totschlag (Mangel an Agape, Liebe zu Weltlichem)
- Gruppe 4: Trunkenheit, Gelage (Schwelgen in Exzeß durch weltlichen Konsum und dessen Rauschwirkungen)
- Und dergleichen
Die vorgenommene Gruppeneinteilung ist eine Deutung, soll dem Verständnis dienen und kann hinterfragt werden.

Diese Beschreibung der positiv betrachteten Frucht des Geistes und den negativ eingeordneten Werken des Fleisches entsprechen oadischen Wertvorstellungen. Einschließlich der Haltung erkennbare Werke des Fleisches in Menschen als geistiges Problem zu betrachten.

Diese Probleme nehmen unter Christen leider breiten Raum ein. Wie beispielsweise in der unter "kirchlich organisierten" Christen leider verbreiteten Auffassung in schneidender, bei weitem nicht langmütiger und gütiger Art vermeintliche Sündhaftigkeiten anderer Menschen anprangern zu müssen und so unter ihresgleichen ein Klima der Angst und des Mißtrauens zu schaffen, aus dem Heuchelei und Lüge in Folge eines weltlichen "geistlichen Leistungsdrucks" geboren wird.

Desweiteren beispielsweise auch die Haltung von konfessionellen Christen verschiedene Lehrauffassungen für sich stärker zu gewichten, als die Gemeinsamkeit der Liebe zu Gott in Jesus und die daraus folgende spaltende Distanzierung von anderen sich als Christen verstehenden Menschen. Eigentlich müßte ein Christ die gemeinsame Liebe zu Gott und in ihm zu den Glaubensgeschwistern in Erkenntnis eigener Fehlbarkeit als geistig treibend erleben.

In dieser Sünde haben sich teilweise unter Beteiligung von staatlicher Machtpolitik verschiedene "Kirchen" entwickelt. Die eine wahre Kirche umfasst jedoch alle Christen (wer Christ ist, das weiß Gott) und ist keine von fehlerhaften Menschen geschaffene und betriebene Organisation. Sie ist der Leib Christi, dessen Glieder Jesus Christus als Haupt auf geistigem Wege führt.

"Es wird nicht jeder, der zu Mir sagt: Herr, Herr, ins Reich der Himmel eingehen; sondern der den Willen tut Meines Vaters in den Himmeln."
Mt 7,21

Wer Agape leben will und daraus tut, der baut auf Fels. Wer meint, mit einem "Herr, Herr" ist etwas getan, der baut auf Sand.

Eher erkennt ein atheistischer Kommunist, der Agape aus seinem Wollen lebt, Gottes Geist - auch wenn er ihn selbst nicht als göttlich bezeichnet - wirkend in seinem Inneren, als ein sich als Christ verstehender Mensch, der Agape nicht lebt.

 

Ergänzend im Volltext: Bertha Dudde Predigt Nr. 8693

Es wird noch sehr viel Irrtum berichtigt werden müssen von Meiner Seite, sollen sich die Menschen in der Wahrheit bewegen. Das Denken der Menschen ist völlig in die Irre geleitet, eine irrige Lehre zieht viele andere irrigen Lehren nach sich, und die Menschen sind nicht davon abzubringen, sie vertreten als Wahrheit, was ihnen zugeführt wurde von Menschen, die selbst nicht in der Wahrheit wandeln konnten, weil ihr Geist unerweckt war. Und zahllos viele Seelen gehen in diesem lichtlosen Zustand ein in das jenseitige Reich, sie verfechten auch dann noch ihre Lehren und lassen sich nicht überzeugen, daß ihr Denken falsch war und ist, solange sie nicht ein Licht annehmen, das ihnen auch drüben leuchtet, aber ihren freien Willen zur Annahme benötigt, und es ist auch im jenseitigen Reich ein Kampf zwischen Licht und Finsternis, denn immer wieder suchen Licht-Wesen, denen ein Licht anzuzünden, die noch verfinsterten Geistes sind, sehr oft aber ist Bemühen fruchtlos, weil die Seelen in ihrem Irrtum verharren. Dennoch können letztere nicht verstehen, daß sie keine Seligkeit empfinden, wenngleich sie auf Erden alles getan zu haben glauben, um sich die Seligkeit zu erwerben. Und bevor sie nicht darüber ein rechtes Licht besitzen, daß Mein Wille wahrlich ein anderer ist, als er ihnen auf Erden vorgestellt wurde .... bevor sie nicht die Wertlosigkeit dessen einsehen lernen, was von ihnen verlangt wurde .... bevor sie nicht erkennen, daß Ich andere Anforderungen an einen Menschen stelle, als kirchlichen Gebräuchen und Äußerlichkeiten nachzukommen .... daß Ich nur Liebe von den Menschen fordere und allein einen Menschen nach seinem Liebegrad bewerte und entsprechend seines Liebegrades auch seine Seligkeit sein kann .... führen alle diese Seelen kein beneidenswertes Los, selbst wenn sie nicht in äußerster Finsternis weilen. Aber sie streiten sich und begreifen nicht den Zustand ihrer Unseligkeit, ja, sie machen sich selbst oft Vorwürfe, diesen Äußerlichkeiten und menschlich erlassenen Geboten nicht genügend nachgekommen zu sein, und darum zur Seligkeit noch nicht zugelassen zu werden. Und sie könnte in kurzer Zeit ihnen zuteil werden, würden sie nur die Belehrungen der Lichtwesen annehmen oder sich dort ein kleines Licht holen, wo der Liebestrahl zur Erde geleitet wird, wo reinste Wahrheit ausgeteilt und von allen hungernden Seelen gierig entgegengenommen wird .... Doch wie auf Erden sind sie auch im jenseitigen Reich stur und lehnen alles ab, was gegen ihre Ansichten spricht, und es hat gerade bei jenen Fanatikern der Gegner immer noch große Macht .... Denn eines versäumen sie auch im jenseitigen Reich: einander helfend beizustehen, wodurch sich ihr Liebegrad erhöhen und ihre Abwehr des Lichtes schwächen würde .... Sie können keinen Schritt vorwärts kommen im geistigen Reich, weil auch da die Liebe die Kraft ist, die der Seele zum Aufstieg verhilft. Die Liebe ist aber auch das Licht, und Liebe können sie auch im jenseitigen Reich einander schenken, denn wo noch keine Seligkeit ist, da ist noch Not und Elend, und immer wird eine Seele der anderen beistehen können .... Dann aber wird auch das Denken der Seelen stets lichtvoller werden, und sie werden sich fragend austauschen, und die Antwort wird ihnen sicher zugehen .... Immer aber ist die Liebe das Erste, und der große geistige Irrtum besteht bei jenen Seelen, daß sie der Liebe das voransetzen, was menschlicher Unverstand zu einer "göttlichen Lehre" erhoben hat .... daß sie immer erst das befolgten, was Menschen forderten, und göttliche Forderungen unbeachtet ließen .... Und es gibt ewig keine Änderung ihres Zustandes, wenn sie die Liebe nicht voransetzen und also durch liebenden Hilfswillen den anderen Seelen gegenüber auch zur Erkenntnis der reinen Wahrheit kommen, die ihnen dann auch Seligkeiten bereiten wird unbeschränkt .... Darum wird jeder Mensch, dessen Denken irregeleitet wurde auf Erden, dessen Liebewillen und Wirken aber einen hohen Grad erreichte, plötzlich im jenseitigen Reich zur Erkenntnis kommen, und er wird den Irrtum bereitwillig hingeben, er wird bemüht sein, sein Wissen auch den anderen Seelen zu vermitteln, weil er das große Unheil erkennt, das der Irrtum anrichtet, und weil er die geistige Blindheit beheben möchte, denn die Liebe treibt ihn auch zur Hilfe an. Und dessen Einfluß kann darum überaus segensvoll sein, weil er gleichfalls auf Erden im gleichen Denken stand, das er ihnen nun aber als falsch begründen kann, und darum auch Erfolge erzielen kann bei den Seelen, die ihm nur Gehör schenken. Der Irrtum ist das schlimmste Gift für die Seelen der Menschen, und der Kampf des Lichtes gegen die Finsternis wird darum unerbittlich geführt, und es wird auch einmal das Licht siegen .... Dem Menschen aber steht es frei, ob er Licht oder Finsternis wählt, er wird nicht gezwungen und kann sich frei entscheiden .... aber alles wird getan, daß er noch auf Erden zur Erkenntnis der Wahrheit gelangt. Doch auch im Jenseits lassen die Lichtwesen in ihren Bemühungen nicht nach, denn selig werden kann nur die Seele, die in der Wahrheit steht ....

Amen