Reklame

Nach einem Jahr als Gastarbeiter in der kasachischen Provinz kehren wir nach Deutschland zurück. Die Wärme der Menschen dort und das Land an sich hat uns verändert, was uns nun erst richtig auffällt, nachdem wir den Flughafen passieren und uns in eine deutsche Großstadt begeben. Hektisches Treiben, ungeduldige Autofahrer sind das eine, bunte Reklame und sinnreizend stilisierte Schaufensterdekorationen sind ein anderes. Die Stadt überfordert uns ersteinmal. Alles in ihr verlangt Aufmerksamkeit. Jeder falsche Schritt kann der Letzte sein und Reklamespezialisten lenken unsere Blicke auf ihre Machwerke. In der vorübergehenden Wohnung angekommen stellen wir fest, daß die Stadt uns ermüdet hat. Wir reden noch gerne mit unserer Schwester, der die Wohnung gehört, doch die tiefe Glücklichkeit hat sich schon verflacht. Wir sind müder als wir es in Asien gewöhnt waren und sind nicht mehr gut fähig von Herzen sich seiner Gefühle zu entäußern. Unsere Vergnügtheit ist aufgesetzt, berechnet aus der Verlegenheit nicht Herr der auf uns kalt einflutenden Eindrücke zu sein. Das ist auch nicht schlimm, weil unsere Schwester noch oberflächlicher kommuniziert als wir es nun tun. Die Nacht ist für uns unruhig, wir sind den Verkehrslärm rund um die Uhr nicht mehr gewöhnt. Aber das wird schon wieder...

Hach, ich lasse mich doch von Reklame nicht beeinflussen! Nee, ich bin doch nicht doof. Komisch nur, daß es Leute gibt, die unruhig werden, wenn sie in einer Gegend sind, in der keine Reklame, keine modische Stilisierung und Möblierung der Landschaft und keine Schaufenster zu finden sind. Ööh, wie langweilig! Vielleicht könnte es ja eventuell ganz vielleicht sein, daß der eine oder auch der andere unter uns sich nicht im Klaren ist wie sehr Reklame wirkt und warum es so schwer ist, sich ihr zu entziehen??? Wie soll man auch vergleichen wenn man keine Vergleichsgrundlage in seinem Erfahrungsschatz vorfindet?

Der moderne Mensch hat aufgrund seines Lebensstils immer weniger tiefe Beziehungen zu anderen Menschen. Das ist einerseits Freiheit, weil man sich nicht verpflichtet, andererseits aber auch Schwäche, weil jeder Mensch labil wird, wenn er sein natürliches Bedürfnis an Bindung, Bestätigung und Harmonie vernachlässigt. Hier ist der Punkt, an dem in einem verglasten Hochhaus jemand laut "Bingo!" ruft. Der entwurzelte Mensch ist nun mal der dankbarste Konsument. Seine Melancholie macht ihn formbar. Man braucht nur an ihn herantreten und ihn zu belustigen, ihm zu schmeicheln oder ihm Symphatieträger und Szenen erdrückender, egozentrisch formulierter Harmonie zu präsentieren und diese ihm innewohnenden Sehnsüchte dann mit einem käuflichen Etwas zusammen zu nennen und schon beginnt der moderne Mensch sich mit bestimmten Artikeln im Supermarktregal geradezu familiär verbunden zu fühlen. Das gleiche gilt für das in der Reklame präsentierte Design. Die Jagd auf die Besinnung des Menschen ist schon lange Alltag. Die Symphatie des modernen Menschen ist käuflich und der Mensch gibt fröhlich seine eigentliche Natur auf, damit er in das Symphatieraster der Verkäufer paßt.

Die Stadt ist ein Zeitfresser. Nicht weil sie in einem physikalischen Zeitloch liegt, sondern weil ihre Reize den Menschen wirr machen und sie auch keine ausgleichende Leere dulden will. In Plauen gab es einmal eine große Wiese mitten in der Stadt, nun ist die Fläche "aufgewertet" worden zur ECE-Stadtgalerie. Die der Natur entfremdeten Stadtbewohner stimmten in einer Volksbefragung mehrheitlich für die Beseitigung der "Baulücke" aus dem zweiten Weltkrieg. Die Natur macht keine Reklame, also ist sie Unkraut und Dreck, eine lästige schaufensterlose Wegstrecke. Die Natur ist nichts mehr mit dem sich der Stadtbewohner identifizieren kann. Sie ist ihm fremd in ihrer eigentlichen Ordnung und so ist der Stadtbewohner sich ja augenscheinlich selbst fremd und bevorzugt aus eigenem Antrieb bereits die blendende Unordnung. Weil man Mensch und Natur nicht trennen kann, der Mensch doch Natur und die Natur seine einzige wirkliche Familie ist. Insofern kann man durchaus behaupten, daß die Stadtbewohner als solche verlorene Söhne und Töchter der Natur sind, wer aber der Natur verloren gegangen ist, der ist zu gewissen Teilen auch Gott als Erschaffer der Natur - einschließlich Mensch - verloren gegangen.

Vor dem geschilderten Hintergrund braucht es wohl auch keiner großen Erklärungen mehr die Stadt als Orientierungsschematik des modernen Menschen als satanisch und die Herrschaft der Städte als Griff des Ungeistes und der Finsternis nach der Schöpfung Gottes zu identifizieren. Die Aggressivität gegen alles was natürlich ist und nicht erkennbaren Nutzen für den verwirrten Menschen hat, reicht als Zeichen von umwerfender Deutlichkeit schon aus. Etwa Rasenmähen aus gewohnheitsmäßigem Schönheitssinn ist ein Zeugnis solcher Verirrung. Die Ordnung Gottes muß der menschlichen Unordnung weichen, damit der verwirrte Mensch sich wohlfühlt. Der verirrte Mensch fühlt sich nur wohl, wenn er Gottes Anwesenheit gewohnheitsmäßig aus seiner Nähe verbannt und sich weigert sich selbst zu hinterfragen über den Sinn und die Folgen seines Tuns. Daß städtisch orientierte Zeitgenossen das nicht wahrhaben wollen, versteht sich fast von selbst. Nicht umsonst ist das städtische Leben und seine scheinbare Humanität im Grunde doch nichts als die Flucht vor der natürlichen Ordnung, die Gott dem Menschen gegeben hat. Daß diese Ordnung nicht irgendwie verbessert werden kann, versteht sich für den Naturmenschen von selbst und wirft ein ungewohntes Licht auf "humane" Entwicklungshilfeideologie städtischer Christen die "Ausbildung" und "technische Hilfe" zwingend notwendig findet für ein menschenwürdiges Leben in "unterentwickelten" Ländern. Indes wissen sie es offenbar nicht besser, weshalb dies vor allem Hinweis und Anregung sein soll sich selbst zu überdenken. Seltsam ist es aber schon wie ein Mensch sich als Christ verstehen kann und an einen weisen Gott glaubt und nicht kapieren mag, daß die Schöpfung dieses weisen Gottes nicht durch Menschen verbessert werden kann oder gar muß.

Satans Anliegen ist es dem Menschen seine Kraft zu rauben, die er benötigt um zu seinem Erlöser Jesus Christus im Geist und in der Liebe zu finden. Daher bietet er dem Menschen eine Kultur möglicht dichter Anregungen was in den letzten Jahrhunderten über jedes erträgliche Maß hinaus geradezu eskaliert und nun sogar schon völlig ungeistige Menschen überfordert, die sich ausschließlich mit Weltlichem befassen, weshalb der Begriff der Desinformation heute in aller Munde ist. Satan fühlt, daß jeder Mensch sich von ihm aus der Erbsünde lösen könnte in diesem kurzen Probedasein und daher ist es ihm am liebsten, wenn die Menschen sich damit beschäftigen, wie sie sich rein weltlich dieses Leben möglichst bequem gestalten können und diese garnicht erst zur Ruhe kommen, um sich geistigen Dingen zu öffnen und zu erkennen, daß dieses Leben vielleicht Folgen hat und kein Selbstzweck ist und sogar als Leben an sich nicht nur Getriebenheit zu bieten hat. Das Schlimmste ist für ihn, wenn ein Mensch geistig tätig wird und deshalb versucht er auch die Menschen gegen alles undynamische, ruhige, naive, liebevolle und geistreiche aufzubringen und den geistig Tätigen in weltliche Zwänge zu nötigen um seine Tätigkeit zu unterbinden.

Der Mensch ist wie ein Stück Land. Er wird von Gott durch Anregungen besät und diese Saat keimt auf und wächst zu Erkenntnissen heran, die der Mensch zu seinem Nutzen ernten kann um selbst reifer zu werden, indem er diese Ernte zu sich nimmt, also sich nach dem guten Geist richtet. Satan sät nun aber seinerseits Laster und Sündhaftigkeit in Form von Reizen und bewegt den Menschen diese Saat und seine Ernte wertzuschätzen statt die gute Saat Gottes und sie zu ermutigen auch anderen Menschen die Zeit zur Ernte zu nehmen durch ihre ziellosen Umtriebe.